Verhaltenstherapeutische Kurzzeittherapie
Auf der Basis der Verhaltenstherapie vertrete ich eine möglichst kurze integrative Psychotherapie, die auch systemische, humanistische und tiefenpsychologische Sichtweisen berücksichtigt.
Dies entspricht meiner jahrelangen Suche nach der richtigen Methode. Bereits im Psychologiestudium wollte ich Psychoanalytiker werden, weil mich die Konzepte von Sigmund Freud seit dem Gymnasium faszinierten.
Neben einer zweijährigen analytischen Selbsterfahrungsgruppe absolvierte ich in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre während des Psychologiestudiums in Salzburg eine Grundausbildung in Klientenzentrierter Psychotherapie, angesichts des damals bevorstehenden Psychotherapiegesetzes, das in Österreich seit 1991 gültig ist, schloss ich zuerst die Ausbildung in Systemischer Familientherapie und anschließend in Verhaltenstherapie ab. Wenn es aufgrund beruflicher und familiärer Umstände möglich gewesen wäre, hätte ich gerne auch noch eine hypnotherapeutische Fortbildung absolviert.
Aufgrund der Breite der modernen Verhaltenstherapie fühle ich mich in dieser Methode gleichsam "zu Hause", was während meines Psychologiestudiums noch undenkbar gewesen wäre wegen der damaligen rein lerntheoretisch fundierten Konzepte.
Angesichts der ersten Welle der Verhaltenstherapie (rein lerntheoretische Fundierung) während meines Psychologiestudiums in den 1970er-Jahren in Salzburg konnte ich mich mit der Verhaltenstherapie überhaupt nicht identifizieren.
Das hat sich erst etwas geändert durch die zweite Welle der Verhaltenstherapie (Kognitive Verhaltenstherapie) in den 1980er-Jahren, als die Denkmuster stärker einbezogen wurden.
Ein begeisteter Verhaltenstherapeut bin ich wirklich erst seit der dritten Welle der Verhaltenstherapie, d.h. seit der Berücksichtigung von Achtsamkeitskonzepten in Form der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) und tiefenpsychologischen Konzepten in Form der Schematherapie nach J. Young und E. Roediger.
Informationen über Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapie ist eine der 23 in Österreich staatlich anerkannten Psychotherapiemethoden und neben der Psychoanalyse und den tiefenpsychologischen Methoden die einzige Psychotherapiemethode, die in Deutschland von den Krankenkassen bezahlt wird.
Die gezielten Behandlungsmethoden bei Angststörungen, Panikstörungen, Zwangsstörungen und somatoformen Störungen stellen anschauliche Beispiele dafür dar, was Verhaltenstherapie ist.
Es wird von den konkret vorgebrachten Problemen und Beschwerden der Klienten ausgegangen und auf der Basis von gemeinsamen Problem- und Zieldefinitionen ein transparenter Therapieplan erstellt, der folgende Charakteristika umfasst:
- Berücksichtigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse der Psychologie und der Medizin (die Verhaltenstherapie ist empirisch-wissenschaftlich ausgerichtet).
- Vermittlung störungsbezogenen Wissens (der informierte Klient als Partner).
- Umfassende Analyse von Verhalten, Denken und Fühlen sowie von aktuellen Interaktionsmustern mit anschließender gezielter Änderung.
- Unterbrechung der problem- und symptomerhaltenden Muster.
- Analyse und Änderung von symptomerhaltenden Beziehungsmustern (die Verhaltenstherapie ist durchaus "systemisch").
- Aktive Problemlösung durch Vermittlung neuer Sichtweisen und gezielte Handlungsanleitung.
- „Lösungsorientiertes Denken“: Reden über Probleme, Einsicht in deren Ursachen und emotionales Erleben sind zu oft wenig.
- Orientierung auf positive Ziele statt Fixierung auf die Probleme, Nutzung vorhandener Fähigkeiten und Ressourcen.
- Befähigung zu möglichst rascher Selbstbehandlung (Förderung von Autonomie und Selbstkontrolle der Klienten).
- Sicherung von Fortschritten durch konkrete, überprüfbare Erfolgskriterien und stufenweise Erreichung von Teilzielen.
- Ökonomisches Vorgehen (so kurz wie möglich, so lange wie notwendig).
Als wesentlichste Therapie-Grundlage dient die verhaltenstherapeutisch orientierte Selbstmanagement-Therapie von Kanfer, Reinecker & Schmelzer (2004).
Selbstmanagement-Therapie. Ein Lehrbuch für die klinische Praxis von F.H. Kanfer, H. Reinecker & D. Schmelzer. Berlin: Springer Verlag.
Die Selbstmanagement-Therapie ist zielgerichtet, problemorientiert und zeitlich begrenzt. Der Therapeut sieht seine Hauptaufgabe darin, den Klienten möglichst schnell zu befähigen, mit seinen Problemen alleine fertig zu werden, also dessen Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und sich selbst überflüssig zu machen.
Ziel ist die Autonomie des einzelnen und seine Fähigkeit, mit den Problemen des Lebens besser umgehen zu können. Dementsprechend pragmatisch sind die einzelnen Schritte der Selbstmanagement-Therapie.
Klienten werden darin unterstützt,
- verhaltensorientiert zu denken,
- in kleinen Schritten zu denken,
- lösungsorientiert zu denken,
- flexibel zu denken,
- positiv zu denken,
- zukunftsorientiert zu denken.
Verhaltensorientiert denken bedeutet, dass die Psychotherapie aktives Handeln und eine Verhaltensänderung bewirken soll. Die Kenntnis der Ursachen von Problemen ist zwar sehr wichtig, verändert jedoch noch nichts am Problem. Die Einsicht „Ich bin so ängstlich, weil ich in der Kindheit zu wenig Selbstbewusstsein entwickelt habe“ muss mit konkreten Taten einhergehen, um verhaltensrelevant zu werden.
Lösungsorientiert denken bedeutet, dass die vorhandenen Probleme und Beschwerden durch die Entwicklung spezieller Strategien bewältigt werden, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Die Konstruktion von Lösungen ist der Kern einer Kurzzeittherapie.
Positiv denken bedeutet, dass der Schwerpunkt auf der Entwicklung der eigenen Stärken und Fähigkeiten liegt und nicht so sehr im langwierigen Analysieren und Erörtern von Problemen. Positiv denken bedeutet jedoch keine Leugnung der negativen Seiten des Lebens, sondern soll zu positivem Handeln führen.
In kleinen Schritten denken bedeutet, dass große Ziele über kleine Zwischenziele erreicht werden. Kleine Erfolge stärken die Hoffnung auf weitere Fortschritte.
Flexibel denken bedeutet, dass der Therapieplan rasch geändert wird, wenn ein bestimmter Weg nicht zum gewünschten Ziel führt.
Zukunftsorientiert denken bedeutet, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit auf das notwendige Ausmaß beschränkt wird und das gegenwärtige bzw. zukünftige Leben im Mittelpunkt der Psychotherapie steht.
Häufige Vorgangsweise
Detaillierte Problemanalyse:
- Genaues Erfassen der Probleme/Störungen sowie deren mögliche Ursachen (Wie ist es dazu gekommen?)
- Genaues Erfassen des gegenwärtiges Umfelds (Was hält die Probleme derzeit aufrecht?).
Formulierung von konkreten Zielen gemeinsam mit dem Klienten.
- Negative Formulierung: Was soll nicht mehr sein?
- Positive Formulierung: Was soll anstelle dessen sein?
Möglichst geplantes Vorgehen zur Erreichung dieser Ziele.
- Prinzip der kleinen Schritte: stufenweises Erreichen von Teilzielen.
- Konzentration auf rasche Anfangserfolge wenigstens kleinerer Art, so dass die Hoffnung auf weitere, größere Veränderungen gestärkt wird. Wenn diese nach 5-10 Stunden nicht sichtbar sind, wird der Therapieansatz überprüft, da Erfolge nicht einfach durch die Länge, sondern durch eine effektive Vorgangsweise erreicht werden.
- Förderung der Selbstheilungskräfte („Ressourcen“). Die Stärkung der Selbsthilfemöglichkeiten bewirkt eine rasche Unabhängigkeit vom Therapeuten.
- Verschiedene Übungen fördern die Umsetzung der Erkenntnisse in neue Verhaltensweisen (Einsicht allein reicht oft nicht aus).
- Hausaufgaben zwischen den Sitzungen unterstützen den Fortschritt.
- Die gelegentliche Einbeziehung von Angehörigen beschleunigt oft den Erfolg, ist aber für eine Besserung nicht unbedingt nötig.
- Zu Therapiebeginn erfolgt häufig auch eine Vermittlung störungsbezogenen Wissens durch verschiedene Informationsblätter oder Empfehlung hilfreicher Literatur, um dadurch rasch ein besseres Sich-Verstehen- und Ändern-Können zu ermöglichen.
Verhaltenstherapie bei Angst- und Panikstörungen
Klärung der Therapieziele
Anstelle globaler, unklarer, unrealistischer Therapieziele („Ohne Angst und Panik leben“) konkrete, erreichbare und überprüfbare Ziele („Bestimmte Situationen aufsuchen können“). Größere Ziele in kleinere Teilziele zerlegen, um Erfolge zu garantieren und die Hoffnung auf weitere Veränderungen zu verstärken.
Informationsphase (Psychoedukation)
Adäquates bio-psycho-soziales Krankheitsverständnis vermitteln, damit die Betroffenen an ihrer Gesundung aktiv mitwirken können. Die Erkenntnis, die vorhandenen Symptome beeinflussen zu können, stärkt das Vertrauen der PatientInnen in ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten.
Selbstbeobachtungsbögen und Symptomtagebücher
Die Vermittlung von Einsicht in die Zusammenhänge zwischen aktuellen Symptomen, Gefühlen, Denk- und Verhaltensmustern sowie psychosozialen Lebensbedingungen ermöglicht ein besseres Verstehen und vorläufiges Akzeptieren der Angststörung.
Kognitive Therapie („Kognitive Umstrukturierung“)
Analyse und Veränderung von Gedanken und Überzeugungen. Eine Veränderung der Ursachenzuschreibungen, d.h. eine Umbewertung der jeweiligen Symptome von einem oft rein organmedizinischen Erklärungsmodell zu einem psychophysiologischen Störungsmodell, ist von entscheidender Bedeutung für die Mitarbeit der Psychotherapie-Patient*innen. Wichtig ist die Erarbeitung eines realistischen Gesundheitsbegriffs – Das Ziel „angstfrei sein“ ist ungesund!
Verhaltensexperimente
Verschiedene Provokationsübungen (z.B. Hyperventilation, Panik-Provokation, Schwindelübungen, Blutdrucksteigerung durch Bewegung) mit dem Ziel, medizinisch unbedenkliche Körpermissempfindungen wie etwa Herzrasen, Atemnot oder Schwindel besser tolerieren zu lernen, um in bestimmten Situationen wertegeleitet und zielorientiert handeln zu können.
Konfrontationstherapie
Konfrontation mit Angst und Panik. Die Expositionstherapie wird danach dargestellt.
Achtsamkeits- und akzeptanzorientierte Therapie
Beobachtendes Wahrnehmen des Körpers ohne angstmachende Interpretation und ohne ständige Kontrollversuche („Körperreise-Übungen“ nach MBSR).
Entspannungstherapie
Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Biofeedbackverfahren, Selbsthypnose, Imaginationstechniken, Meditation, Atemtechniken. Mittelfristig Empfehlungen für Achtsamkeitstherapie (8-Wochen-Kurs), Qi Gong, Tai Chi, Yoga.
Aktivitätsaufbau und Abbau von Schonverhalten
Stufenweise Aktivierung zur Steigerung der körperlichen Fitness und des körperlichen Selbstbewusstsein sowie zur Verhinderung von Vermeidungsreaktionen.
Besserer Umgang mit Stress
Stressbewältigungstraining zur Vorbeugung von Überforderungsgefühlen und Resignationstendenzen.
Adäquater Umgang mit Emotionen (Emotionstraining)
Bessere Wahrnehmung und adäquater Ausdruck von Gefühlen (Hilflosigkeit, Lustlosigkeit, Ekel, Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit, Enttäuschung, Wut, Ärger, Einsamkeit).
Konfliktorientierte Therapie
Angststörungen werden oft ausgelöst/verstärkt durch bestimmte innere Konflikte und Zwiespältigkeiten, wie etwa einander widersprechende Wünsche und Bedürfnisse, sodass durch eine entsprechende Bearbeitung eine Beseitigung des vorhandenen Konfliktdrucks erreicht werden kann.
Verbesserung der Selbstsicherheit
Ein soziales Kompetenztraining bei Sozialer Phobie kann eine bessere Durchsetzungsfähigkeit in Sozialkontakten ermöglichen und das durch die Angststörung häufig beeinträchtigte Selbstwertgefühl wieder aufbauen helfen.
Bewältigung familiärer Probleme (Partner- oder Familientherapie)
Eine familien- oder paarbezogene Therapie kann zentrale Ursachen oder negative Folgen der jeweiligen Angststörung beseitigen helfen.
Traumatherapie
Manche Patientinnen mit einer Angststörung waren Opfer sexueller und/oder körperlicher Gewalt im Kindes-, Jugend- oder Erwachsenenalter und benötigen zusätzlich eine Traumatherapie zur besseren Verarbeitung ihrer traumatisierenden Erlebnisse.
Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität
Zielführende Strategien (z.B. verstärkte Beschäftigung mit Hobbys, Aktivierung früherer Interessen, Aufbau eines Freundeskreises) sollen das körperliche und seelische Wohlbefinden erhöhen, das durch das angstbedingte Vermeidungsverhalten oft stark beeinträchtigt wurde.
Maßnahmen in Bezug auf den Beruf
Rehabilitative Maßnahmen zur Steigerung der beruflichen Leistungsfähigkeit sollen den beruflichen Wiedereinstieg erleichtern.
Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe
Die Patienten sollen auf eine ausgewogene Lebensführung achten, um eine Rückkehr oder eine Verschlechterung der Angstsymptome zu verhindern.