Problemfokussierte Verhaltenstherapie
Integratives, zweistufiges, kurzzeitorientiertes und leitlinienfundiertes Vorgehen
Integrative Verhaltenstherapie
Ich vertrete eine integrative Psychotherapie auf der Basis der Verhaltenstherapie unter Berücksichtigung systemischer, tiefenpsychologischer und humanistischer Konzepte sowie unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse der Humanwissenschaften, vor allem der Medizin und der Klinischen Psychologie.
Zweistufige Psychotherapie
Mehrheitlich erfolgt die Psychotherapie in zwei Stufen:
1. Symptom-Therapie
Behandlung der aktuellen Beschwerden und Symptome wie Panikattacken, Phobien, depressive Zustände, Schlafstörungen.
Primär symptombezogene Therapien wie bei Panikattacken lassen sich oft zeit- und kostensparend in Form einer Kurzzeittherapie durchführen.
2. "Hintergrund"-Therapie
Behandlung der tieferliegenden Probleme in Partnerschaft, Familie, Beruf, Persönlichkeit und Lebensgeschichte.
Die Länge der Psychotherapie hängt gewöhnlich vom Ausmaß der Belastung durch diese Faktoren ab.
Kurzzeittherapie
Bei den angeführten sechs Punkten handelt es sich um eine Zusammenstellung dessen, was sich aus der Kombination meiner beiden Ausbildungsmethoden, nämlich der Verhaltenstherapie und der Systemischen Familientherapie (namentlich der lösungsorientierten Kurzzeittherapiemodelle), ergibt:
1. Unterbrechungen negativer Muster sind oft ausreichend
Eine lang anhaltende Störung braucht zwar häufig auch längere Zeit zur Korrektur als eine kurzzeitige Krise oder eine plötzlich auftretende Symptomatik ohne Chronifizierung, die Therapie muss aber dennoch nicht bis zur vollständigen Symptombeseitigung fortgeführt werden. Häufig reicht es, einige zentrale problemerzeugende Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und den Teufelskreis zu durchbrechen, in dem man schon seit Jahren gefangen ist. Dann gibt es neue Entwicklungsmöglichkeiten, die man alleine weiterverfolgen kann. Persönlichkeitsveränderung ist zudem ein lebenslänglicher, nie abgeschlossener Prozess. Die eigentliche Therapie kann oft kurz sein.
2. Vermittlung neuer Sichtweisen und konkreter Problemlösungsstrategien
Kurzzeittherapien versuchen neben der Unterbrechung negativer Denk- und Verhaltensmuster rasch einige wenige positive Veränderungen einzuleiten, die die Hoffnung auf weitere Veränderung stärken. Einerseits eröffnen neue Sichtweisen neue Verhaltensmöglichkeiten, andererseits führen rasche Verhaltensänderungen oft zu neuen Erkenntnissen und Einsichten ohne langwierige Analysen.
3. Orientierung auf positive Ziele statt Fixierung auf die Probleme
Wenn das Symptom weg ist (z.B. Ängste, Depression, Alkohol, Essstörung), was tritt dann an dessen Stelle und was kann man dann mehr tun als vorher? Was davon könnte man bereits jetzt trotz der Probleme zu tun versuchen? Wenn absolut nichts möglich ist, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass das Symptom ein wichtiger Schutz vor etwas ist, das mehr Probleme bereiten würde als das gegenwärtige Symptom. Beliebte Fragen an Klienten: „Angenommen, Sie würden über Nacht gesund, was hätte dies für Folgen für Ihr Leben?“, „Woran werden andere erkennen, dass Sie gesund sind?“
4. Vorhandene Fähigkeiten nutzen
Eine Veränderung kommt immer aus der Person des Klienten, der Therapeut kann nur einen Anstoß dazu geben. Ein Psychotherapeut kann seelische Störungen nicht reparieren wie ein KFZ-Mechaniker ein Auto oder ein Arzt eine rein organisch bedingte Krankheit, sondern ist auf die aktive Mitarbeit des Klienten angewiesen. Welche Möglichkeiten und Fähigkeiten können genutzt werden? Was ist jetzt trotz allem positiv, was geht gut? Daraus erwachsen die Kräfte und Energien zur eigenständigen Veränderung.
5. Konkrete, überprüfbare Erfolgskriterien beschleunigen die Veränderung
weil das Ziel klarer wird. Die oft so beliebten globalen Therapieziele (z.B. selbstsicher, durchsetzungs-, kontakt-, leistungsfähig, harmonische Ehe ohne Streit) sind so umfassend, manchmal utopisch, dass nicht erkannt werden kann, wann genau ein Anfangserfolg und wann genau der Gesamterfolg erreicht ist. Dies führt zu chronischer Unzufriedenheit und schließlich zur Resignation, dass sich ohnehin nichts ändern wird, weil man keine Fortschritte sieht. Ich lege daher Wert darauf, dass die Erfolge schon vorher ganz konkret als sichtbare Verhaltensweisen und überprüfbare innere Zustände und Einstellungen beschrieben werden können, und zwar in Form einer schrittweisen Änderungsabfolge: Woran genau erkennt man erste Fortschritte, woran genau weitere Erfolge?
6. Weg der kleinen Schritte
Die Zerlegung eines Traumziels in realisierbare und konkret überprüfbare Teilziele ist für viele Klienten eine der schwersten, zugleich aber auch wichtigsten Aufgaben. Denn es erfordert Bescheidenheit und Geduld mit sich selbst. Bei resignativen Klienten mit oft langjähriger Symptomatik ist es das erste und entscheidende Therapieziel, kleine, aber sichtbare Anfangserfolge zu erreichen. Was ist die kleinstmögliche Veränderung, die bereits einen Fortschritt bedeuten würde? Welche konkreten Verbesserungen sind z.B. bei einer Kurzzeittherapie von 10 Stunden realistischerweise zu erwarten? Was sollte man vorerst einmal ohne Änderungsversuche besser als bisher annehmen und aushalten lernen?
Therapieprinzipien
Die von mir bevorzugte Kurzzeittherapie auf der Basis der Verhaltenstherapie beruht auf folgenden Grundsätzen:
- So kurz wie möglich, so lange wie notwendig. Wenn 10 Stunden überhaupt nichts bewirken, wird die Psychotherapie beendet oder total umgestellt, um die Hoffnung auf absehbare Erfolge zu stärken.
- Der Aufbau von Hoffnung und positiven Erwartungen bezüglich der Verbesserung der momentanen Befindlichkeit ist der erste Schritt zur Veränderung, wenn man deprimiert oder gar schon resigniert ist.
- Die Entscheidung zur Veränderung ist bereits der erste Schritt zur Veränderung. Zehn Prozent der Menschen, die eine Psychotherapie beginnen, haben schon vor der ersten Sitzung bestimmte Fortschritte erreicht - allein aufgrund der Entscheidung, nicht mehr so weitermachen zu wollen wie bisher.
- Nicht gegen etwas kämpfen (z.B. gegen Angst, Zwang, Depression, körperliche Symptome), sondern für etwas kämpfen (z.B. für ein besseres und erfüllteres Leben). Was wirkt anziehend statt abschreckend? Was macht das Leben sinnvoll trotz der vielleicht schon seit vielen Jahren vorhandenen Beschwerden.
- Wieder mehr Vertrauen zu sich selbst gewinnen macht unabhängig von anderen. "Selbstwirksamkeit" heißt, dass man sich wieder mehr auf sich selbst verlassen kann und nicht ständig auf Mitmenschen und Medikamente angewiesen ist.
- "Nicht die Dinge an sich sind es, die uns beunruhigen, sondern die Art und Weise, wie wir sie sehen" (Epiktet). Motto: Einstellungsänderung ermöglicht Verhaltensänderungen.
- "Nichts macht so erfolgreich wie der Erfolg". Motto: Rasche Verhaltensänderungen ermöglichen die Änderung langjähriger Einstellungen und Überzeugungen.
- "Negative", unangenehme Gefühle müssen nicht verschwinden, es reicht, wenn gleichzeitig "positive", angenehme Gefühle aktiviert werden, die mit zentralen Werten zusammenhängen, die als solche von der momentanen Befindlichkeit unabhängig sind.
- Motto: Belastende Gefühle wie krankhafte Angst und Traurigkeit kann man am besten durch motivierende Gefühle wie Interesse, Neugierde, Liebe, Freude und Erfülltsein durch ein wertebasiertes Leben überwinden.
- Wenn sich die Situationen und die Symptome nicht oder nur wenig ändern lassen, führt bereits eine Änderung im Umgang mit den Situationen und Symptomen zu hilfreichen Veränderungen. Man kann schon positive Erfahrungen im Leben machen, auch wenn noch unklar ist, ob das Negative überhaupt verschwinden sind. Motto: Das Leben ist auch mit und trotz psychischen und körperlichen Krankheiten lebenswert.
Drei zentrale Therapieschritte
Die Psychotherapie umfasst folgende Aspekte:
1. Erkennen und Verstehen
Es geht um die Einsicht in die Zusammenhänge und damit um das bessere Verständnis für die Entwicklung der Probleme, Beschwerden und Krankheiten. Ausführliche Informationen ermöglichen mehr Kontrolle von belastenden Symptomen und gefürchteten Situationen.
2. Akzeptieren und Integrieren
Verstehen erleichtert das Akzeptieren und das zumindest momentane Integrieren von belastenden Symptomen, unangenehmen Eigenschaften und störenden Verhaltensweisen in die Persönlichkeit, ohne deswegen ständig damit leben zu müssen.
3. Handeln und Verändern
Entscheidend ist es, ins Tun zu kommen, um seine Ziele zu verwirklichen und wieder mehr vom Leben zu haben, statt ständig nur zu grübeln, sich Sorgen zu machen und an sich gewünschte Situationen zu vermeiden.